Hier sammeln wir aktuelle Veranstaltungen zum Pogrom in Lichtenhagen und verwandten Themen. Der Fokus liegt auf Veranstaltungen in Rostock und Umgebung.
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Vergangene Veranstaltungen
Filmvorführung: Damals wie heute. Rechte Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern
Mittwoch, 27. November 2024, 19.00 Uhr, Peter-Weiss-Haus (Doberaner Straße 21, 18057 Rostock)
Filmvorführung mit anschließender Diskussion
Eine Zeitreise zu rassistischen Vorfällen in MV geht der Frage nach: Sind die Baseballschlägerjahre
zurück? Warum ist MV so anfällig für rechtsextreme Strukturen und Alltagsrassismus? Und was kann die Zivilgesellschaft dagegenhalten? Wissenschaftler:innen, Kommunalpolitiker:innen und Engagierte für Demokratie
sprechen über die 90er Jahre und heute.
Veranstalter*in: Katapult MV
Die vietnamesische Community in Rostock 35 Jahre nach dem Mauerfall
Samstag, 09. November 2024, 13.30 Uhr, Loc Uyen Meditationszentrum (Wolgaster Str. 17, 18109 Rostock)
Am 9. November 2024 laden wir ab 13.30 Uhr zu einem Begegnungstag in das Buddhistische Gebetszentrum in Rostock-Lichtenhagen ein. Wir wollen v.a. auf die Entwicklung der vietnamesischen – oder besser vietdeutschen – Community in Deutschland und in Rostock seit 1989 zurückzublicken.
Der Mauerfall und die deutsche Wiedervereinigung brachten viele positive Veränderungen und Entwicklungen mit sich. Die aktuelle politische Lage in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, in Mecklenburg-Vorpommern und im gesamten Land jedoch ist besorgniserregend. Die Wahlergebnisse aus dem Juni sowie jüngst in Thüringen und Sachsen machen deutlich: Migration wird instrumentalisiert und als eine der größten Gefahren für Deutschland dargestellt.
Wir möchten die vietnamesische Community, die Teil der Geschichte dieser Stadt und Deutschlands ist, mit ihrer Entwicklung seit 1989 sichtbarer machen. Wir möchten zeigen, dass ihre Mitglieder trotz vieler Schwierigkeiten ein Teil dieser Gesellschaft geworden sind, dass Migration eine Chance und Integration sehr wohl möglich ist.
Im Austausch mit euch wollen wir an diesem Nachmittag verschiedene Erfahrungen und Meilensteine aus 35 Jahren beleuchten und Einblick in die vietdeutsche Perspektive auf fast dreieinhalb Jahrzehnte deutscher Einheit geben.
Ab 15 Uhr folgt ein kleines musikalisches Programm, in dem sich der Chor für Vielfalt präsentiert. Und ab 16.30 Uhr können Sie sich einen Einblick in den buddhistischen Glauben verschaffen und an einer Führung durch das Meditationszentrum teilnehmen.
Veranstalter*in: Diên Hông – Gemeinsam unter einem Dach e.V
Dienstag, 05. November 2024, 19 Uhr, Bildungsforum gegen Antiziganismus (Prinzenstraße 84.2, 10969 Berlin)
Das Pogrom in Rostock erschütterte 1992 die Weltöffentlichkeit. Die Ereignisse waren die größte Eskalation rassistischer Gewalt in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte und zugleich Teil einer rechten Gewaltwelle, die das ganze Land erfasste. Auch eine deutliche Zunahme antisemitischer Vorfälle fällt in diese Zeit.
Getragen waren die tagelangen rassistischen Angriffe in Rostock-Lichtenhagen von einem gesellschaftlich tief verankerten Hass auf Roma* und der Wut gegen Asylsuchende. Sie gingen einher mit politischer Verantwortungslosigkeit und der Einschränkung des Asylrechts. Die Gewalttäter*innen und die vielen Menschen, die mit Hetze und Beifall die Gewalt anheizten, hatten keine Konsequenzen zu befürchten. Die Betroffenen wiederum stießen kaum auf Empathie und blieben in der öffentlichen Wahrnehmung unsichtbar.
Wie lässt sich beschreiben, was in Rostock passierte? Welche historischen Kontinuitäten wurden sichtbar, und was schließen wir daraus für die Gegenwart?
Veranstalter*in: Bildungsforum gegen Antiziganismus
Unsere Sicht auf den Mauerfall – Erinnerungen und Perspektiven
Dienstag, 05. November 2024, 17 Uhr, Zentrum Kirchlicher Dienste (Alter Markt 19, 18055 Rostock)
Der 9. November 1989 ist vielen Menschen in Deutschland in lebhafter Erinnerung. Welche Emotionen, Hoffnungen wie auch Unsicherheiten und Ängste, prägten die Tage und Wochen rund um den Mauerfall? Was ist davon nach 35 Jahren geblieben? Wie wirkt der November 1989 bis heute in uns und unserer Gesellschaft nach?
Wir wollen an diesem Abend den Erinnerungen und Perspektiven verschiedener Menschen aus Rostock Raum geben. Dabei wird u.a. die vietdeutsche Community mit ihren ganz besonderen Erfahrungen im Mittelpunkt stehen – der Zeitzeuge Herr Nguyen Dinh Khoi, damaliger Vertragsarbeiter und heutiger Inhaber der Firma Input Catering, wird aus seinem Leben berichten und Fragen aus der Runde beantworten.
Gefragt sind an diesem Abend die Erfahrungen und Erinnerungen aller Teilnehmender. Im offenen Austausch wollen wir uns im Rückblick auf das geschichtliche Ereignis des Mauerfalls die Vielfalt unserer Stadt und Region bewusst machen. Ob zum Zuhören oder Teilen – Sie sind herzlich eingeladen.
Veranstalter*in: Diên Hông – Gemeinsam unter einem Dach e.V
Montag, 08. September 2024 – Mittwoch, 18 September 2024 in Rostock
Du wirst dich thematisch mit der historischen Kontextualisierung des rassistischen Pogroms, den Perspektiven, Handlungen und Forderungen der Betroffenen sowie der Geschichte von Aufarbeitung, Erinnerung und rassistischen Kontinuitäten befassen. Die Auseinandersetzung findet einerseits in Archivarbeit statt. Dies beinhaltet das Erschließen, Sortieren, Verzeichnen und Nutzbarmachen von Zeitungsartikeln, Flyern, Plakaten etc. Andererseits wirst du dich der Thematik in thematischen und kreativen Workshops nähern. Hierbei wirst du dich sowohl mit der Geschichte des Anschlags als auch den Bezügen zur Gegenwart beschäftigen. Außerdem wirst du mit dem lokalen Mitmachradio in Rostock zusammenarbeiten, um das Erlebte in Form einer Radiosendung oder eines Podcasts auch für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Veranstalter*in: Aktion Sühnezeichen Friedensdienste; Radio Lohro; Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“
Vortrag und Gespräch „Erinnerst du dich an Rostock-Lichtenhagen?“
Montag, 09.09. 2024, 20 Uhr, Liga-Raum (Harald-Stender-Platz 1, 20359 Hamburg)
Vortrag vom Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“ und Gespräch mit Oke Göttlich (Vereinspräsident FC St. Pauli)
Ein Transparent mit der Aufschrift „Lichtenhagen“, Sonnenblumen im Block und eine Choreo mit orangefarbene Bomberjacken: so provozierten Fans von Hansa Rostock in den vergangenen zwei Jahren bei Spielen gegen St. Pauli. Für viele Hamburger Fans waren die Anspielungen unverständlich. Andere hatten Bilder des brennenden Sonnenblumenhauses in Rostock-Lichtenhagen im Kopf.Manche waren 1992 als Aktivist:innen selbst vor Ort.
In einem Vortrag führt das Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“ aus Rostock in die Entstehungsfaktoren und den Ablauf des Pogroms in Rostock-Lichtenhagen ein. Der Fokus liegt auf den Perspektiven und Forderungen der von der rassistischen Gewalt Betroffenen. Außerdem kontextualisiert der Vortrag die Bezüge durch Fans von Hansa Rostock in der lokalen Erinnerung an das Pogrom, Diskursen um ostdeutsche Identität und der aktuellen politischen Situation in Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam mit
Oke Göttlich sprechen wir anschließend über die wechselhafte Beziehung zwischen den beiden Vereinen und darüber wie in Zukunft eine Zusammenarbeit zwischen Akteur:innen in beiden Städten gestaltet werden kann
Veranstalter*innen: FC St. Pauli 6. Herren
Vortrag und Diskussion: „Kulturen des Verdrängens und Erinnerns“ – Rostock-Lichtenhagen 1992 aus wissenschaftlichen Perspektiven
Montag, 09.09.2024, 19 Uhr, Internationales Begegnungszentrum der Universität Rostock (Bergstrasse 7a, 18057 Rostock)
Die pogromartigen Ausschreitungen in Rostock Lichtenhagen 1992 bieten den Anlass aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven auf „Kulturen des Verdrängens und Erinnerns“ zu blicken. Im Rahmen der Veranstaltung wird der im Juni diesen Jahres erschienene Band „Kulturen des Verdrängens und Erinnerns. Perspektiven auf die rassistische Gewalt in Rostock-Lichtenhagen 1992“ vorgestellt. Yvonne Wasserloos (Mozarteum, Universität Salzburg) wird hierbei Aspekte musikalischer Medialisierungen thematisieren, Cornelia Sylla (Universität Rostock) stellt Fragen an den Umgang mit dem Ereignis in der Schule. Eingeführt und moderiert wird die Veranstaltung von Gudrun Heinrich (Universität Rostock).
Veranstalter*innen: Dr. Gudrun Heinrich; Dr. Cornelia Sylla
Dialogveranstaltung „Gemeinsam erinnern. 32 Jahrestage des Pogroms in Lichtenhagen“
Donnerstag, 05. September 2024, 19 Uhr, im Peter-Weiss-Haus (Doberaner Straße 21, 18057 Rostock)
Über mehrere Tage gingen in Rostock-Lichtenhagen die Angriffe auf ehemalige Vertragsarbeiter*innen aus Vietnam und Asylsuchende, darunter viele rumänische Rom*nja. Heute gilt die rassistische Gewalt im August 1992 als das größte Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte. Nach dem Pogrom mussten die vietnamesischen Betroffenen für ihr Bleiberecht kämpfen. Die betroffenen Asylsuchenden wurden abgeschoben oder verließen Deutschland, um erneuten rassistischen Angriffen zu entgehen. Ein Dialog zwischen den beiden Communities war so bis heute nicht möglich.
Anlässlich der 32. Jahrestage kommen erstmals Vertreter*innen aus der ersten und zweiten Generation beider betroffenen Communities zusammen. Gemeinsam sprechen wir über Formen des Umgangs mit Rassismus und rechter Gewalt, Erinnerungen an das Pogrom und Forderungen für die Gegenwart. Zusammen mit Eva-Maria Kröger diskutieren wir außerdem, wie lokale Prozesse der Erinnerung und Aufarbeitung drei Jahrzehnte nach dem Pogrom gestaltet werden können.
Veranstalter*innen: Asociația Centrul de Cultură al Romilor Dolj; Diên Hông – Gemeinsam unter einem Dach e.V.; Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“; Roma Center e.V.
Offenes Gespräch zur Ausstellung „Lebenswege. Vietnamesische Rostockerinnen erzählen“
Dienstag, 03. September 2024, 18 Uhr im Rathaus Rostock (Neuer Markt 1, 18055 Rostock)
In kleinen Erinnerungen und Episoden, illustriert durch Fotografien und andere Zeitdokumente, zeichnet unsere Ausstellung vietdeutsche Lebensgeschichten und -perspektiven nach. Die Zitate zeugen sowohl von den Höhepunkten als auch den Schwierigkeiten eines Lebens in einem (nicht mehr) fremden Land, die viele Rostocker*innen (mit)erlebt haben. Die 19 Tafeln geben Einblick in einen Teil der Migrationsgeschichte unserer Stadt und in eine Community, über die viele Vorurteile und Stereotype existieren.
Am Dienstag, 3. September, sind wir, die Mitwirkenden vom Verein Diên Hông e.V. von 18 bis 20 Uhr vor Ort, um mit Besucher*innen ins Gespräch zu kommen, zum Beispiel über das Ausstellungskonzept, über die Möglichkeiten ihrer Nutzung in Schule und Bildung sowie über Ideen für die zukünftige Erweiterung..
Veranstalter:innen: Diên Hông – Gemeinsam unter einem Dach e.V.
Film & Gespräch: „Wir sind jung. Wir sind stark“
Dienstag, 03. September 2024, 17 Uhr li.wu. in der FRIEDA23 (Friedrichstr. 23, Rostock)
DWie kommt es dazu, dass junge Menschen sich radikalen Ideologien oder Gruppen anschließen? Welche Rolle spielen persönliche, soziale und politische Faktoren in diesem Prozess? Welche Rolle spielt Gewalt? Und was bedeutet dies für die Betroffenen selbst, ihre Familien und die Gesellschaft als Ganzes?
In der Filmreihe möchten wir diesen Fragen nachgehen und tief in die komplexen Prozesse der Radikalisierung eintauchen. Wir beleuchten die verschiedenen Facetten radikaler Bewegungen – von extrem rechten und linken Gruppierungen bis hin zu islamistischen Netzwerken und radikalem Klimaaktivismus.
“Wir sind jung. Wir sind stark.” (2014) von Burhan Qurbani erzählt die Geschichte einer Gruppe von Jugendlichen, die an den rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992 beteiligt waren. Der Film zeigt die Motive, Hintergründe und Folgen der Gewalt aus der Perspektive der Täter, der Opfer, der Polizei und der Politik.
Nachgespräch mit: Lisa Pham (Journalistin u.a. für SZ und Der Spiegel) und Jane Gerhardt (Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“)
Eintritt: 5,- EUR
Veranstalter:innen: Bundeszentrale für politische Bildung; Lichtspieltheater Wundervoll
STRAZEkino + Gespräch: „Verharmlost und vergessen“
Montag, 02. September 2024, 19 Uhr li.wu. in der STRAZE (Stralsunder Straße 10, 17489 Greifswald)
Das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen war ein beispielloser Gewaltexzess. Doch er ist nicht ohne Vorgeschichte: In Mecklenburg-Vorpommern gibt es schon zuvor mehr als 100 Angriffe auf Migrant*innen und Flüchtlingsunterkünfte. Mit der Wiedervereinigung werden auch nationalistische Stimmen lauter, Gruppen von Jugendlichen verüben Brandanschläge. Auch Vertragsarbeiter*innen aus Vietnam und ausländische Studierende werden frühe Opfer. Für ihren Film „Verharmlost und vergessen: Rechte Gewalt vor Rostock-Lichtenhagen“ recherchierten die NDR-Autorinnen Carolin Kock und Jette Studier die Zeit vor dem Fanal. Sie rekonstruieren das Erstarken der radikal-rechten Jugendkultur, treffen auf damals hilflose Polizist*innen in neuen Strukturen, eine erkennbar überforderte Justiz, wütende Anwohner*innen und die Opfer dieser gewalttätigen Zeit.
Im Anschluss an die Filmvorführung wollen wir über den schwierigen Weg, an das Pogrom angemessen zu erinnern und über die nach wie vor nötige Auseinandersetzung mit Rassismus und antidemokratischen Ressentiments, in den 1990ern und heute, wollen wir gemeinsam mit unserem Gast, Mitautorin des Films, Carolin Kock und dem Publikum diskutieren.
Veranstalter:innen: Heinrich-Böll-Stiftung MV; STRAZEkultur im Kultur- und Initiativenhaus Greifswald
Film & Gespräch: „The truth lies in Rostock – Die Wahrheit liegt (lügt) in Rostock“
Donnerstag, 29. August 2024, 19 Uhr, Hinterhof-Kino im Café Median (Niklotstr. 5/6, 18057 Rostock)
Wie kaum ein anderes Gewaltereignis der jüngeren deutschen Vergangenheit hat das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen 1992 eine Fülle an medialen Bildern hinterlassen. Zahlreiche Dokumentationen und Kinofilme haben seitdem versucht, die rassistische Gewalt einzuordnen und zu verarbeiten. Kaum ein Werk sticht dabei so deutlich hervor wie „The Truth Lies in Rostock“. Mit klarer politischer Haltung analysieren und kommentieren die Londoner und Rostocker Aktivist:innen von spectacle die Ereignisse anhand zeitgenössischer Bilder, Interviews und Aufnahmen. Anlässlich des 32. Jahrestags des Pogroms öffnet das Café Median seine Türen zum Hinterhof-Kino und zeigt noch einmal diesen außergewöhnlichen Film. Dabei führt der Kommentar des Historikers und Mitarbeiters des Dokumentationszentrums „Lichtenhagen im Gedächtnis“, Johann Henningsen, ein. Im Anschluss wird es Raum für ein Gespräch geben.
„The truth lies in Rostock“, BRD, GB, 1993, 78min.
Der Eintritt ist frei.
Veranstalter*innen: AWIRO e.V.
Dienstag, 27.08.2024, 18.30 Uhr, Berliner Landeszentrale für politische Bildung (Revaler Straße 29, 10245 Berlin)
Vom 22. bis 26. August 1992 erlebte der Rostocker Stadtteil Lichtenhagen einen der schwersten rassistischen Gewaltausbrüche in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Das markante Sonnenblumenhaus wurde zum Symbol für die Rückkehr rechter Gewalt im gerade vereinigten Deutschland. Diese als Pogrom zu bezeichnenden Ausschreitungen waren Teil einer Welle rechter Gewalt, die bis heute mit Orten wie Hoyerswerda, Solingen oder Mölln in Verbindung gebracht wird.Sie fielen in eine Zeit zunehmender Fluchtmigration nach Deutschland, die tiefe gesellschaftliche Spannungen aufdeckte und im Dezember 1992 zu den umstrittenen Änderungen der Asylbestimmungen des Grundgesetzes führte.
Waren die ersten Jahre nach den Ereignissen von Rostock-Lichtenhagen von Verdrängung, Vergessen und Abwehr geprägt, wurden die Ereignisse insbesondere in den letzten Jahren stärker aufgearbeitet. Dabei erhielten zunehmend auch die Perspektiven der von der Gewalt Betroffenen, hier vor allem der ehemaligen vietnamesischen Gastarbeiter:innen, die 1992 im Sonnenblumenhaus lebten, eine größer Aufmerksamkeit. Der Sammelband „Kulturen des Verdrängens und Erinnerns“ ist Ausdruck dieser neuen multiperspektivischen Betrachtung der Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen 1992 im globalen Zusammenhang ebenso wie in den historischen Auswirkungen bis heute. Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Rechtsrucks der letzten Jahre wird der Mitherausgeber des Sammelbands David Jünger mit den beiden Autorinnen Franka Maubach und Dan Thy Nguyen über die Vergangenheit und Gegenwart von Rostock Lichtenhagen sprechen.
Veranstalter*innen: Berliner Landeszentrale für politische Bildung
Montag, 26. August 2024, 19 Uhr li.wu. in der FRIEDA23 (Friedrichstr. 23, Rostock)
Das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen war ein beispielloser Gewaltexzess. Auch schon zuvor gibt es in M-V mehr als 100 Angriffe auf Migrant:innen und Flüchtlingsunterkünfte. Für ihren Film „Verharmlost und vergessen: Rechte Gewalt vor Rostock-Lichtenhagen“ recherchierten die NDR-Autorinnen Carolin Kock und Jette Studier die Zeit vor dem Fanal und rekonstruieren das Erstarken der radikal-rechten Jugendkultur.
Allen Opfern eine Stimme zu geben, ist in den vergangenen Jahren in den Fokus der kommunalen Erinnerungspolitik gerückt. Als im Oktober 1992 Aktivisten um Beate und Serge Klarsfeld auf das Schicksal der Roma in Rostock aufmerksam machten und eine Gedenktafel anbrachten, eskalierte diese Aktion. Welchen Umgang die Stadt heute mit der Tafel findet, ist Thema des weiteren Filmbeitrags von Jette Studier. Über den schwierigen Weg, an das Pogrom angemessen zu erinnern wollen wir gemeinsam mit den Filmemacherinnen diskutieren.
Eintritt: 8,- / 6,- / 5,- EUR
Veranstalter:innen: Hanse- und Universitätsstadt Rostock, Heinrich-Böll-Stiftung MV, Lichtspieltheater Wundervoll
Donnerstag, 22.08., 19 Uhr, im Peter-Weiss-Haus (Doberaner Straße 21, 18057 Rostock)
Oktober 1992, zwei Monate nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen. Im nur 100km entfernten Greifswald scheint sich die rassistische Gewalt zu wiederholen. Hunderte rechte Gewalttäter*innen versammeln sich vor einem Wohnheim für „ausländische Studenten“ und bereiten sich auf den Angriff vor. Doch es kommt anders: den Angegriffenen gelingt es, die Gewalt abzuwehren und nach drei Tagen schließlich zu beenden.
Zur gleichen Zeit müssen sich in einer Sammelunterkunft am Rande Greifswalds Asylsuchende fast täglich gegen Angriffe verteidigen – unter den Betroffenen sind auch Menschen, die kurz zuvor das Pogrom in Lichtenhagen überlebt haben. Trotz ihrer Selbstverteidigung enden die Angriffe nicht. Nachdem die Angreifer*innen die Unterkunft das zweite Mal in Brand stecken, wird sie im Dezember 1992 geschlossen.
Die Beispiele aus Greifswald verdeutlichen die massive Eskalation rechter Gewalt nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen. Statt der Höhepunkt oder das Ende einer Erzählung der „Baseballschlägerjahre“ zu sein, ist das brennende Sonnenblumenhaus hier der Anfang. Anhand lokaler Gewaltereignisse wird diese Perspektive im Vortrag dargestellt. Im Fokus steht die Rekonstruktion der Wahrnehmungen und Widerstände von Betroffenen mithilfe von Zeitzeug*innenberichten und zeitgenössischer Berichterstattung.
Veranstalter*in: Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“
Buchvorstellung und Diskussion: „Rostock-Lichtenhagen 1992 und die Gegenwart rechter Gewalt“
Dienstag, 20.08.2024, 19.30 Uhr, Bajszel (Emser Straße 8/9, 12051 Berlin)
Das brennende Sonnenblumenhaus im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen im Jahr 1992 wurde zum Symbol für die Rückkehr rechter Gewalt im gerade vereinigten Deutschland. Diese Ausschreitungen waren Teil einer Welle rassistischer Gewaltausbrüche, die bis heute mit Orten wie Hoyerswerda, Solingen, Mölln oder auch Mannheim in Verbindung gebracht wird. Sie fielen in eine Zeit zunehmender Fluchtmigration nach Deutschland, die tiefe gesellschaftliche Spannungen aufdeckte und im Dezember 1992 zu den umstrittenen Änderungen der Asylbestimmungen des Grundgesetzes führte.
Franka Maubach, Johann Henningsen und David Jünger sind Mitherausgeber und Autor:innen des im Juni 2024 veröffentlichten Sammelbands „Kulturen des Verdrängens und Erinnerns. Perspektiven auf die rassistische Gewalt in Rostock-Lichtenhagen 1992“. Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen und politischen Rechtsrucks, der nicht zuletzt in den Europawahlen dieses Jahres manifest geworden ist, nähern sie sich in einem Gespräch der Bedeutung von Rostock Lichtenhagen 1992 im Zeitkontext ebenso wie für die Gegenwart.
Veranstalter*innen: Bajszel
Bildungsreise „Lichtenhagen 1992“
16.07. – 18.07. in Rostock
Unter dem Titel ‚Lichtenhagen 1992‘ möchten wir gemeinsam das Thema der rassistischen Pogrome vor Ort beleuchten. Die Bildungsreise beinhaltet Berichte von Zeitzeug_innen damals und heute, einen historischen Überblick über die Ereignisse von 1992 sowie Quellenarbeit mit Zeitdokumenten aus dem Dokumentationszentrum Lichtenhagen im Gedächtnis.
Dabei geht auch um Solidarität und gemeinsame Kämpfe von Sinti* und Roma* und Jüdinnen_Juden – in Bezug auf die Proteste französischer Jüdinnen_Juden um Beate und Serge Klarsfeld nach den antiziganistischen und rassistischen Ausschreitungen in Lichtenhagen, die 1992 in Rostock für das Bleiberecht von Sinti* und Roma* demonstrierten. Zudem wollen wir uns mit Kontinuitäten von Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus im postnazistischen Deutschland auseinandersetzen.
Veranstalter*in: Bildungsforum gegen Antiziganismus; Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e. V. (RIAS); Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“
14.06. – 15.06. in Rostock
Gedenkstätten und Erinnerungsorte zur Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur und der SED-Herrschaft stehen vor permanenten Herausforderungen: Was bedeutet der Umgang mit Geschichte für die Gegenwart? Welche „Lehren“ sollen aus den mehrfachen Diktaturerfahrungen gezogen werden? Sind Kontinuitäten von Ideologien und Ausgrenzungen aktuell zu beobachten? Und was folgt daraus für die historisch-politische Bildungsarbeit?
Die 3. Gemeinsame Gedenkstättentagung greift diese Perspektiven auf und setzt sich mit der Entwicklung im vereinigten Deutschland auseinander. Ein zentraler Aspekt der Bedrohung der Demokratie sind dabei die unterschiedlichen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit: Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus fordern auch die Aufmerksamkeit und das Engagement von Gedenkstätten und Erinnerungsorten.
Veranstalter*in: Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern
Wer gedenken will, soll aufklären! Zum Stand der Aufklärung des NSU in MV
Dienstag, 09.03.2024, 19 Uhr, Schleswig-Holstein Haus, Puschkinstraße 12, Schwerin
Vor 20 Jahren wurde Mehmet Turgut in Rostock vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) ermordet. Doch bis heute ist die Aufklärung unabgeschlossen und lückenhaft. Zahlreiche Fragen bleiben offen, insbesondere das Umfeld des NSU und seine Unterstüzer:innen in MV sind nicht ausreichend ausgeleuchtet.
Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss des Schweriner Landtags zum NSU-Komplex und rechtem Terror in MV wird sich Anfang April voraussichtlich zum letzten mit dem Thema NSU beschäftigen. Die unvollständige Aufklärung reiht sich ein in die Kontinuität der rassistischen Gewalt in staatlichen Institutionen.
Wir wollen ein Zwischenfazit ziehen, schauen was Gedenkarbeit und Erinnerungskultur mit Gegenwart zu tun hat und wie es weiter gehen kann. Dazu wollen wir nach einem Impulsvortrag von Caro Keller (NSU-Watch) ins Gespräch kommen.
Veranstalter*in: Pro Bleiberecht MV
Donnerstag, 29.02.2023, 19 Uhr, Peter-Weiss-Haus
Auch wenn der NSU-Komplex heute in der öffentlichen Wahrnehmung nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, gibt es bis heute offene Fragen. Sie führen uns schnell in ein Labyrinth, in dem immer wieder Verbindungen zwischen dem Sicherheitsapparat und der Neonaziszene aufscheinen, die sich dann aber als scheinbar zufällig vor unseren Augen wieder auflösen. Markus Mohr und Daniel Roth legen mit ihrem Buch ‚Stärkere Strahlkraft – Wahrheit und Lüge der polizeilichen Ermittlungen im NS-Komplex 2000-2011‘ eine umfangreiche Recherche und Analyse vor, die eine Konstante im NSU-Komplex in den Fokus nimmt: die zahlreichen Spuren, die die Polizei in ihrer Ermittlung zu der Mordserie auch zu Nazis führten, wurden praktisch immer unter Verschluss gehalten. Sie mussten von den Betroffenen und ihren Anwälten, von linken Aktivist:innen oder Journalist:innen in mühseliger Kleinarbeit ausgegraben und präsentiert werden. Nazibezüge wurden zum Teil umständlich verschleiert. In ihrem Buch „Stärkere Strahlkraft – Wahrheit und Lüge in den polizeilichen Ermittlungen im NSU-Komplex 2000–2011“ versuchen die Autoren auf Basis ihrer Recherchen darzulegen, welche Motive diesem rassistischen Verhalten der Behörden zu Grunde liegen könnten.
Veranstalter*in: Rosa-Luxemburg-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern; Soziale Bildung e.V.
Gedenkveranstaltung zum 20. Todestag von Mehmet Turgut
Sonntag, 25.02.2023, 14 Uhr, Denkmal im Neudierkower Weg
Zivilgesellschaftliche Initiativen erinnern seit der Selbstenttarnung des NSU im November 2011 mit Gedenkveranstaltungen an Mehmet Turgut. Zum zehnten Todestag von Mehmet Turgut wurde 2014 durch die Stadt Rostock ein Denkmal eingeweiht. Auch in diesem Jahr erinnern die zivilgesellschaftliche Initiativen gemeinsam mit der Hansestadt Rostock und Angehörigen der Familie Turgut.
Veranstalter*in: Gedenkbündnis „Mehmet Turgut“; Hanse- und Universitätsstadt Rostock
Demonstration: In Gedenken an Mehmet Turgut – Antifaschismus & Antirassismus organisieren
Samstag, 24.02.2023, 15 Uhr, Doberaner Platz
Der 20. Todestag von Mehmet Turgut darf und kann nicht allein das andächtige Gedenken sein, das er sich verdient. Viel mehr mischt sich Wut in unsere Trauer.
Auch weil sich Neonazis in MV nach wie vor in rechtsterroristischen Netzwerken organisieren und der deutsche Staat seine rassistische Abschiebepraxis – die schon Mehmet betraf – weiter ausbaut. Auch weil dies vor dem Hintergrund einer erstarkten extrem rechten AfD geschieht.
Dagegen werden wir 20 Jahre nach dem Mord an Mehmet Turgut unsere Stimme erheben und rufen euch auf, sich der Demonstration am Samstag, den 24.02. anzuschließen. Lasst uns alle gemeinsam die Angehörigen in ihren Forderungen nach einer vollständigen Aufklärung des NSU-Komplex und der Umbenennung des Neudierkower Wegs in Mehmet-Turgut-Weg unterstützen!
Veranstalter*in: Gedenkbündnis „Mehmet Turgut“
Podiumsdiskussion: Aufarbeitung des NSU-Komplex in Mecklenburg-Vorpommern
Freitag, 23.02.2024, 18 Uhr, Peter-Weiss-Haus
Nach den gescheiterten polizeilichen Ermittlungen, der Selbstenttarnung des NSU, dem NSU-Prozess und zahlreichen Untersuchungsausschüssen ist es an der Zeit, die Geschichte der Aufarbeitung des Mordes an Mehmet Turgut und der Aktivitäten des NSU in Mecklenburg-Vorpommern selbst in den Blick zu nehmen. Was waren die wichtigsten Etappen und Erkenntnisse der 20jährigen Aufklärungsarbeit? Welche Rolle nahmen die staatlichen Behörden, die Medien und die Zivilgesellschaft bei der Aufklärung ein? Wo liegen die Hürden für eine vollständige Aufarbeitung und Aufklärung der Verbrechen des NSU? Wie haben die Betroffenen den Umgang mit den Verbrechen und die Aufarbeitung erfahren?
Über diese und weitere Fragen sprechen: Seyhmus Atay-Lichtermann (Rostocker Migrantenrat), Caro Keller (NSU-Watch), Martina Tegtmeier (Vorsitzende des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses „NSU II/ Rechtsextremismus“ in Mecklenburg-Vorpommern), Michael Nötzel (Mitglied des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses „NSU II/ Rechtsextremismus“ in Mecklenburg-Vorpommern)
Veranstalter*in: Hanse- und Universitätsstadt Rostock
Gedenkkundgebung: Say Their Names!
Montag, 19.02.2024, 18 Uhr, Doberaner Platz
Am 19.02.2024 treffen wir uns am Dobi und sagen ihre Namen. In Gedenken an den rassistischen Anschlag in Hanau. „Wir sagen ihre Namen“!
Am 19.02.2020 um 21:58 begann der rechte Terroranschlag in Hanau. 12 Minuten lang dauerte das Massaker, am Ende waren neun unschuldige Menschen ermordet.
Liebe Rostocker:innen,
zum vierten Jahrestag des rassistisch motivierten, rechtsterroristischen Anschlags werden wir am 19.02.2024 als Migrantenrat Rostock in Kooperation mit Bunt statt Braun am Doberaner Platz einen Kranz niederlegen.
An diesem Tag trauern wir um die Opfer, wir werden sie nicht vergessen und ihre Namen laut rufen:
Mercedes Kierpacz, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Kaloyan Velkov, Ferhat Unvar, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin und Hamza Kurtović.
Veranstalter*in: Migro – Migrantenrat Rostock; Bunt statt Braun e.V.
Vortrag: Baselballschlägerjahre am Ostseestrand
Mittwoch, 07.02.2024, 19 Uhr, AJZ Neubrandenburg
Als der Staatssozialismus zusammenbrach erschütterte eine nicht enden wollende Welle der rechten Gewalt die noch junge Bundesrepublik. Vor allem in den ostdeutschen Gebieten verbreiteten Banden von Nazisskins Angst und Schrecken unter denjenigen, die nicht in ihr völkisches Weltbild passten. Auch in Mecklenburg-Vorpommern ließ ein großer Teil der Gesellschaft den alltäglichen Terror gewähren. Mit dem Begriff Baseballschlägerjahre wurden diese lange verdrängten Zustände erzählbar. Dabei zeigten die vielfältigen Berichte von ständigen Angriffen und gelebtem Widerstand vor allem, wie wenig wir über diese Zeit wissen, die unsere Gegenwart so sehr bestimmt.
Im Verlauf der Debatte zeigte sich jedoch auch, dass das Schlagwort Basballschlägerjahre kaum inhaltlich gefüllt ist. Sich mit diesem Umstand auseinanderzusetzen ist nicht zuletzt die Aufgabe einer antifaschistischen Erinnerungsarbeit.
Der Vortrag zeigt an drei Beispielen auf wie sich Neonazistrukturen aus den Überresten der DDR entwickelten, sich zu tagelangen Angriffen zuspitzten und auch Gegenwehr hervorriefen. In einem Ausblick geht es um den Mord an Toni Beustier, der im Jahr 2000 von Neonazis ermordet wurde. Eine gemeinsame Diskussion soll sich auch dem Thema widmen, wie eine aktive Erinnerungsarbeit an diesen Fall aussehen kann.