07.02.2024: Baseballschlägerjahre am Ostseestrand

Vortrag

Mittwoch, 07.02.2024, 19 Uhr

AJZ Neubrandenburg

Als der Staatssozialismus zusammenbrach erschütterte eine nicht enden wollende Welle der rechten Gewalt die noch junge Bundesrepublik. Vor allem in den ostdeutschen Gebieten verbreiteten Banden von Nazisskins Angst und Schrecken unter denjenigen, die nicht in ihr völkisches Weltbild passten. Auch in Mecklenburg-Vorpommern ließ ein großer Teil der Gesellschaft den alltäglichen Terror gewähren. Mit dem Begriff Baseballschlägerjahre wurden diese lange verdrängten Zustände erzählbar. Dabei zeigten die vielfältigen Berichte von ständigen Angriffen und gelebtem Widerstand vor allem, wie wenig wir über diese Zeit wissen, die unsere Gegenwart so sehr bestimmt.
Im Verlauf der Debatte zeigte sich jedoch auch, dass das Schlagwort Basballschlägerjahre kaum inhaltlich gefüllt ist. Sich mit diesem Umstand auseinanderzusetzen ist nicht zuletzt die Aufgabe einer antifaschistischen Erinnerungsarbeit.
Der Vortrag zeigt an drei Beispielen auf wie sich Neonazistrukturen aus den Überresten der DDR entwickelten, sich zu tagelangen Angriffen zuspitzten und auch Gegenwehr hervorriefen. In einem Ausblick geht es um den Mord an Toni Beustier, der im Jahr 2000 von Neonazis ermordet wurde. Eine gemeinsame Diskussion soll sich auch dem Thema widmen, wie eine aktive Erinnerungsarbeit an diesen Fall aussehen kann.

Referent*innen:
M. Schmidt arbeitete im Projekt „Kein Vergessen MV“ zu Todesfällen rechter Gewalt seit 1990.
J. Henningsen ist Projektmitarbeiter im Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“.
P. Räuber forscht zu extremen Rechten im gesellschaftlichen Umbruch von 1980-1993.