Am 9. September 2024, 20 Uhr, im Liga-Raum (Harald-Stender-Platz 1, 20359 Hamburg)
Ein Transparent mit der Aufschrift „Lichtenhagen“, Sonnenblumen im Block und eine Choreo mit orangefarbene Bomberjacken: so provozierten Fans von Hansa Rostock in den vergangenen zwei Jahren bei Spielen gegen St. Pauli. Für viele Hamburger Fans waren die Anspielungen unverständlich. Andere hatten Bilder des brennenden Sonnenblumenhauses in Rostock-Lichtenhagen im Kopf.Manche waren 1992 als Aktivist:innen selbst vor Ort.
Aber was passierte in Rostock-Lichtenhagen? Über drei Tage griffen im August 1992 rechte Gewalttäter:innen unter dem Beifall von tausenden Umstehenden Asylsuchende und Arbeitsmigrant:innen aus Vietnam an. Nachdem sich die Polizei zurückgezogen hatte, mussten sich mehr als hundert Angegriffene selbst aus dem brennenden Haus retten. Heute gelten die tagelangen Angriffe als das größte Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte.
In einem Vortrag führt das Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“ aus Rostock in die Entstehungsfaktoren und den Ablauf des Pogroms in Rostock-Lichtenhagen ein. Der Fokus liegt auf den Perspektiven und Forderungen der von der rassistischen Gewalt Betroffenen. Außerdem kontextualisiert der Vortrag die Bezüge durch Fans von Hansa Rostock in der lokalen Erinnerung an das Pogrom, Diskursen um ostdeutsche Identität und der aktuellen politischen Situation in Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam mit Oke Göttlich sprechen wir anschließend über die wechselhafte Beziehung zwischen den beiden Vereinen und darüber wie in Zukunft eine Zusammenarbeit zwischen Akteur:innen in beiden Städten gestaltet werden kann.