Vortrag & Gespräch am 21.08.2025: Erfurt im August 1975 – Das vergessene Pogrom?

Vortrag und Gespräch – mit Jan Schubert und Johann Henningsen

21. August 2025, 19.30 Uhr, Peter-Weiss-Haus (Möckelsaal)

 Ein rassistischer Mob, tagelange Angriffe und Betroffene, die sich erst selbst verteidigen und später Deutschland verlassen müssen. Eine solche Situation gab es nicht erst im August 1992 am Sonnenblumenhaus, sondern bereits zwei Jahrzehnte zuvor in Erfurt. Algerische Arbeitsmigranten wurden vom 10. bis 13. August 1975 von hunderten Gewalttätern angegriffen und durch die Stadt gehetzt. Die algerischen Arbeiter organisierten sich und protestierten gegen die rassistische Gewalt, aber auch gegen ihre Benachteiligung in der DDR. Heute werden die Angriffe auch als ein „vergessenes Pogrom“ bezeichnet. Aber hat die deutsche Gesellschaft ein rassistisches Pogrom einfach vergessen? Und wie erinnern die Betroffenen die Angriffe und das Leben in der DDR heute?

Zeitzeugen aus Algerien haben im vergangenen Jahr erstmals in Erfurt gesprochen. Jan Schubert (European University Institute, Florenz) hat Interviews mit ihnen geführt und den Besuch begleitet. Mit ihm und Johann Henningsen (Moses Mendelssohn Zentrum, Potsdam) wollen wir über die Erinnerungen und die Selbstbehauptung der algerischen Migranten sprechen. Anlässlich der Jahrestage beider Ereignisse wollen wir außerdem diskutieren, ob es Verbindungen zwischen der Gewalt in Erfurt und Rostock oder eine Tradition der rassistischen Massengewalt gibt.

Moderation: Jane Gerhardt (Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtis“)

Jan Schubert ist Historiker und Soziologe. Er hat das erste Gedenken an die rassistischen Angriffe in Erfurt mitorganisiert und promoviert am European University Institute in Florenz zur Oral History der algerischen Arbeitsmigrant:innen in der DDR.

Johann Henningsen ist Historiker und Doktorand im Projekt „Die radikale Rechte in Deutschland, 1945-2000“ des Moses Mendelssohn Zentrum und Zentrum für Zeithistorische Forschung. Er promoviert dort zum rassistischen Pogrom in Rostock-Lichtenhagen 1992.

Jane Gerhardt ist Politikwissenschaftlerin und Projektkoordinatorin des Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“ in Rostock. An der Universität Greifswald/Hochschule Neubrandenburg promoviert sie zum Stigma der „Asozialität“ in Ostdeutschland.

Der Eintritt ist kostenlos.

Eine Veranstaltung von: Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“ – Soziale Bildung e.V., Moses Mendelssohn Zentrum, Rosa-Luxemburg-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern, Zentrum für Zeithistorische Forschung