Kunstprojekt „Lichtbilder“ zum 26. Jahrestag des Pogroms in Rostock-Lichtenhagen

Anlässlich des 26. Jahrestags des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen wurde auf dem Doberaner Platz die sechste Stele des dezentralen Denkmals „Gestern Heute Morgen“ eingeweiht. Die Stele „Empathie“, die auf Initiative des Waldemarhofes realisiert wurde, rückt die Perspektive der Betroffenen und die Frage nach der Solidarität ins Zentrum des kommunalen Gedenkens.

In Sichtweite zur eingeweihten Stele wurde an der Hangmauer des Peter-Weiß Hauses das temporäre Kunstprojekt „Lichtbilder“ realisiert. Das Kunstwerk wirft jene Frage nach der breiten Zustimmung für die Brandlegung gegenüber den zunächst Wenigen auf, die sich der Gewalt entgegenstellten.

Das Grundmotiv stellt dabei eine geschwungene Filmrolle ins Zentrum, auf welcher sich Bildfragmente aus der Zeit wiederfinden – begrenzt vom Sinnbild des Pogroms auf der einen und einem Betrachtenden auf der anderen Seite. Der Bildstreifen teilt sich dabei in sechs Bereiche: einerseits eine künstlerische Umsetzung von Fotos bzw. Filmausschnitten zunächst in harten schwarz-weiß Kontrast, übergehend in das Sepia vergilbter Fotografien und schließlich in den Farben aktiver, individueller Erinnerung gestaltet, andererseits werden diese Fragmente durch drei Schriftzüge durchbrochen – die Worte „Empathie“, „Solidarität“ sowie das Signet eines der beteiligten Künstler.

Allein der scharfe Gegensatz von gewalttätiger Bildsprache und den gewählten Worten zielt hierbei auf ein Paradox der Abwesenheit: Die Montage fokussiert gerade jenen Widerspruch zwischen Schrift und Bild als Appell zum Engagement gegen Isolierung und Indifferenz, der sich zwischen Flammen und Betrachtenden entfaltet. Auf einer zweiten Ebene referiert die Darstellung der Motive auf unterschiedliche Dimensionen des Erinnerns selbst – verschränkt gleichsam durch die Filmrolle.: Angefangen von den scharfen Kontrasten jener zu Stereotypen verflossenen Erinnerung, über die verschwimmenden Formen des Vergessens, hin zu einer aktiven Erinnerungskultur.