Pressemitteilung der Hanse- und Universitätsstadt Rostock: Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger in Craiova: Gemeinsames Erinnern an das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen

12. Mai 2025

Vom 15. bis 17. Mai 2025 reist eine Delegation der Hanse- und Universitätsstadt Rostock unter Leitung von Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger nach Craiova (Rumänien). In Craiova lebt eine Gemeinschaft von Roma, die vom größten rassistischen Pogrom der deutschen Nachkriegszeit, dem Anschlag in Rostock-Lichtenhagen im August 1992, betroffen waren. Über ihre Perspektive auf das Ereignis war lange Zeit fast nichts bekannt.

Ziel der Reise ist es, der Roma-Gemeinschaft in Craiova – insbesondere den Überlebenden des Pogroms – Anerkennung für das ihnen zugefügte Unrecht zu zollen, Respekt zu zeigen, zur Versöhnung beizutragen, ein starkes Zeichen des Verständnisses zu setzen und den kontinuierlichen Dialog zwischen beiden Städten zu stärken. Die Roma-Community in Craiova, aus der viele Betroffene des rassistischen Angriffs in Lichtenhagen kommen, ist bis heute von antiziganistischer Diskriminierung sowie der daraus resultierenden Armut und erzwungenen Migration betroffen. Viele der Betroffenen sind Nachkommen von Überlebenden des Genozids im zweiten Weltkrieg. Heute migrieren ihre Kinder erneut, beispielsweise in die USA, um der Situation in Craiova zu entkommen. Der rassistische Gewaltexzess in Lichtenhagen ist ein Teil dieser Verfolgungsgeschichte.

„Der Besuch markiert einen Wendepunkt für unsere Gemeinschaft: Er würdigt nicht nur unsere Widerstandsfähigkeit, sondern auch unser Recht, als gleichberechtigte Partner im Dialog und in der Erinnerung wahrgenommen zu werden“, unterstreicht Izabela Tiberiade von der Asociatia Centrul de Cultură al Romilor. „Eva-Maria Krögers Anwesenheit in Craiova ist eine Geste der Solidarität, die die Zusammenarbeit mit unseren Institutionen stärkt und dazu beiträgt, die Narrative zu verändern: von der Opferrolle hin zu einer von Würde und Respekt.“

Während ihres Aufenthalts in Craiova wird die Rostocker Delegation an einer Gedenkfeier zum Internationalen Tag des Widerstands der Roma teilnehmen. Ein weiterer zentraler Programmpunkt ist die feierliche Einweihung eines Denkmals in Form einer Sonnenblume, das an den Widerstand und das Leid der Roma erinnert.

„Das wird keine leichte Reise“, schätzt Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger ein. „Wir werden sehr genau zuhören und gemeinsam unsere jeweiligen Erfahrungen austauschen, wie alltäglicher Rassismus erkannt, geächtet und verhindert werden kann. Denn es ist unsere heutige Verpflichtung, alles dafür zu tun, dass Pogrome wie 1992 in Lichtenhagen nie wieder passieren!“

Von besonderer Bedeutung ist das geplante Zusammentreffen mit Überlebenden des rassistischen Angriffs von Rostock-Lichtenhagen sowie der persönliche Austausch über ihre Erfahrungen und Forderungen. Abgerundet wird das Programm durch den Besuch des Kulturzentrums Asociația Centrul de Cultură al Romilor Dolj, bei dem die Delegation die Arbeit und das Engagement des Vereins näher kennenlernen wird, der auch die Einladung an Eva-Maria Kröger ausgesprochen hat.

Die Kooperation des Rostocker Dokumentationszentrums „Lichtenhagen im Gedächtnis“  (Soziale Bildung e.V.) mit Engagierten aus dem Kulturzentrum „Asociația Centrul de Cultură al Romilor Dolj“ in Craiova spielt eine wichtige Rolle im Prozess der Aufarbeitung, des Erinnerns und der Heilung im Hinblick auf die Ereignisse von 1992. Durch die Zusammenarbeit sind im Jahr 2022, dem 30. Jahrestag des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen, erstmals Interviews mit Überlebenden aus Craiova entstanden. Diese warfen nicht nur neue Perspektiven auf das Ereignis auf, sondern verstärkten die lokale Verantwortungsübernahme im Kampf gegen Rassismus und Antiziganismus. Ein Jahr später besuchten fünf Betroffene aus Craiova erstmals Rostock und sprachen als Zeitzeugen bei einer Veranstaltung im Rostocker Rathaus. Schließlich kamen im August 2024 Vertreter der beiden betroffenen Gemeinschaften, der Roma und der Vietnamesen, in Rostock zusammen, um über Auswirkungen und Wege des Umgangs mit Rassismus sowie über Ansätze des Gedenkens drei Jahrzehnte später zu diskutieren.

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