Rückblick auf den 20. Todestag von Mehmet Turgut

Mehmet Turgut lebte und arbeitete in Rostock. Er war in der Türkei aufgewachsen, wo auch seine Familie lebt. Seit seiner Jugend versuchte er sich in Deutschland eine Existenz aufzubauen. Kurz nachdem der damals 25-jährige Kurde am 25. Februar 2004 seine Arbeitsstelle, einen Imbiss, aufgeschlossen hatte, betraten Neonazis des sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) den Imbiss und erschossen Mehmet Turgut.

Mit drei Veranstaltungen wurde in Rostock dem 20. Todestag von Mehmet Turgut gedacht. An dieser Stelle finden Sie Bilder und Videos aus dem Februar 2024.

Podiumsdiskussion am 23.04.2024: „Aufarbeitung des NSU-Komplex in Mecklenburg-Vorpommern“

Zum 20. Mal jährt sich am 25. Februar 2024 der Tag an dem Mehmet Turgut vom rechtsradikalen Terrornetzwerk „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) in Rostock-Toitenwinkel ermordet wurde. Nach den gescheiterten polizeilichen Ermittlungen, der Selbstenttarnung des NSU, dem NSU-Prozess und zahlreichen Untersuchungsausschüssen ist es an der Zeit, die Geschichte der Aufarbeitung des Mordes an Mehmet Turgut und der Aktivitäten des NSU in Mecklenburg-Vorpommern selbst in den Blick zu nehmen. Was waren die wichtigsten Etappen und Erkenntnisse der 20jährigen Aufklärungsarbeit? Welche Rolle nahmen die staatlichen Behörden, die Medien und die Zivilgesellschaft bei der Aufklärung ein?  Wo liegen die Hürden für eine vollständige Aufarbeitung und Aufklärung der Verbrechen des NSU? Wie haben die Betroffenen den Umgang mit den Verbrechen und die Aufarbeitung erfahren?

Über diese und weitere Fragen sprachen im Peter-Weiss-Haus: Seyhmus Atay-Lichtermann (Rostocker Migrantenrat), Caro Keller (NSU-Watch), Martina Tegtmeier – (Vorsitzende des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses „NSU II/ Rechtsextremismus“ in Mecklenburg-Vorpommern), Michael Noetzel (Mitglied des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses „NSU II/ Rechtsextremismus“ in Mecklenburg-Vorpommern)

(c) Hanse- und Universitätsstadt Rostock

Demonstration am 24.04.2024: „In Gedenken an Mehmet Turgut – Antirassismus und Antifaschismus organisieren“

Etwa 400 Menschen nahmen am Samstagnachmittag an einer Demonstration in der Rostocker Innenstadt teil. Auf der Demonstration sprachen u.a. Mustafa Turgut, Caro Keller (NSU-Watch), die Initiative „Keupstraße ist überall“ aus Köln und antifaschistische und antirassistische Gruppen aus Rostock.

Im Aufruf zur Demonstration hieß es: „Der 20. Todestag von Mehmet Turgut darf und kann nicht allein das andächtige Gedenken sein, das er sich verdient. Viel mehr mischt sich Wut in unsere Trauer. Auch weil sich Neonazis in MV nach wie vor in rechtsterroristischen Netzwerken organisieren und der deutsche Staat seine rassistische Abschiebepraxis – die schon Mehmet betraf – weiter ausbaut. Auch weil dies vor dem Hintergrund einer erstarkten extrem rechten AfD geschieht.“

Gedenkveranstaltung am 25.04.2024

Gemeinsam organisierten die Inititiative „Mord verjährt nicht“ und die Hanse- und Universitätsstadt Rostock eine Gedenkveranstaltung am Denkmal in Rostock-Toitenwinkel. An der Veranstaltung nahmen etwa 300 Menschen teil. Als Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“ konnten wir von der Familie Turgut und Vertreter*innen der Initiative „Mord verjährt nicht“ die erste Gedenktafel für Mehmet Turgut entgegennehmen, die wir zukünftig in unserem Archiv verwahren werden.

Bei der Gedenkveranstaltung sprachen u.a. Mustafa Turgut, Vertreter*innen von Stadt und Land sowie verschiedener Gedenkinitiativen. Erstmals entschuldigte sich mit Christian Pegel ein Vertreter der Landesregierung bei der Familie Turgut.

Wir empfehlen außerdem den Beitrag des Nordmagazins zur aktuellen Sitation des lokalen Gedenkens und der politischen Aufarbeitung. Im Beitrag kommen u.a. Seyhmus Atay-Lichtermann, Regine Lück und Caro Keller zu Wort.

NDR: Zeitreise. Der NSU-Mord an Mehmet Turgut in Rostock, in: Nordmagazin vom 25.02.2024.