Rückblick: Besuch von Zeitzeug*innen zu den 31. Jahrestagen

Zu den 31. Jahrestagen des Pogroms in Rostock-Lichtenhagen besuchten erstmals Zeitzeug*innen in Rostock, die das Pogrom als Asylsuchende im Sonnenblumenhaus überlebt hatten. Maria Miclescu, Ioana Miclescu, Romeo Tiberiade, Petricǎ Ilie und Paganini Zǎtreanu waren Anfang der 1990er Jahre mit ihren Familien aus Rumänien nach Deutschland gekommen. Als Rom*nja waren sie in Rumänien Verfolgung und Armut ausgesetzt. In Deutschland suchten sie Freiheit und ein besseres Leben für sich und ihre Kinder. Heute leben alle fünf im südrumänischen Craiova.

Die Gruppe wurde am 25. August in Rostock von der Bürgerschaftspräsidentin Regine Lück empfangen und besuchte anschließend das Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen. Am Nachmittag nahmen die Zeitzeug*innen an der Enthüllung einer Tafel teil, welche an den gemeinsamen Protest gegen Abschiebungen von jüdischen Aktivist*innen aus Frankreich und Vertreter*innen deutscher Rom*nja-Organisationen im Oktober 1992 erinnerte. Vor dem Rathaus Rostock sprachen Izabela Tiberiade, Tochter von Romeo Tiberiade und Ioana Miclescu, und Rudko Kawczynski von der „Rom und Cinti Union Hamburg“, der 1992 an der Aktion beteiligt war. Romeo Tiberiade und Rudko Kawczynski enthüllten die Tafel.

NDR (2023): Rostock: Gemeinsames Gedenken von Angehörigen der Sinti und Roma

Bei einer Veranstaltung in Rostocker Rathaus am 26. August 2023 sprachen die fünf Zeitzeug*innen über ihre Erinnerungen an das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen, die Zeit nach den Angriffen und Wünschen für die Zukunft. Izabela Tiberiade, welche 2022 erstmals Interviews mit Zeitzeug*innen aus Rumänien geführt hatte, berichtete zudem über die Geschichte des Projekts und die aktuelle Situation der Rom*nja-Community in Craiova. An dieser Stelle veröffentlichen wir erstmals einen Mitschnitt der Veranstaltung im Rostocker Rathaus.

Wir danken den Zeitzeug*innen, dass sie nach 31 Jahren bereit waren, wieder nach Rostock zu kommen und hier zu sprechen. Außerdem danken wir allen Kolleg*innen und Kooperationspartner*innen, welche durch Übersetzung, Dokumentation, Begleitung, Moderation und Finanzierung diesen Besuch ermöglicht haben.