Veranstaltungsüberblick: 29. Gedenktage an das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen

Donnerstag, 19. August 2021

Politischer Donnerstag: Rechte Gewalt und institutioneller Rassismus im MV der 1990er – Filmvorführung „Revision“ (2011)

Ort: Peter Weiß Haus // Beginn: 19 Uhr

Am 29. Juni 1992 entdeckt ein Bauer zwei Körper in einem Getreidefeld in Mecklenburg-Vorpommern. Ermittlungen ergeben, dass es sich bei den Toten um rumänische Staatsbürger handelt. Sie werden bei dem Versuch, die EU-Außengrenze zu überschreiten, von Jägern erschossen. Diese geben an, die Menschen mit Wildschweinen verwechselt zu haben. Vier Jahre später beginnt der Prozess, der mit einem Freispruch endet. Die Familien der Toten wurden über den Prozess nie informiert. „Revision“ rückt ihre Perspektiven und Erzählungen in den Mittelpunkt und unterzieht einem juristisch abgeschlossener Kriminalfall einer filmischen Revision. (Trailer: revision-film.eu/de/2/trailer)

Die Protagonist:innen von Revision flohen Anfang der 1990er Jahre aus Rumänien nach Deutschland und kamen so nach Mecklenburg-Vorpommern. Hier wurden sie isoliert in Lagern untergebracht und waren der ständigen Bedrohung durch rassistische Gewalt ausgesetzt. Ihre Erzählungen verweisen auf die Verbindung von rechter Gewalt und diskriminierender Asylpolitik seit den 1990er Jahren bis heute. Das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen 1992, dass einige der Protagonist:innen in Rostock miterlebten, ist nur ein Beispiel für den Zusammenhang von menschenunwürdiger Sammelunterbringung, rassistischer Straßengewalt und institutionellem Rassismus.

Sonntag, 22. August 2021

Gedenken in Lichtenhagen & Fahrt zur Mahnwache vor dem Erstaufnahmelager Nostorf-Horst

Veranstaltet von der Initiative Pro Bleiberecht. Mehr Infos hier: http://bleiberecht-mv.org/de/horst/

Ort: Lichtenhagen – Sonnenblumenhaus // Beginn: 10:00 Uhr

10 Uhr – Gedenken
Das Pogrom in Lichtenhagen war ein bitterer Höhepunkt des Rassismus zu Beginn der 1990er Jahre. Voraus gingen rechte Gewalt und rassistische Debatten. Es folgten Gesetzesverschärfungen und Abschottung. All das geschieht auch heute, denn rassistische Gewalt und institutioneller Rassismus gehen Hand in Hand. Dem entgegen stehen Widerstände, Selbstverteidigung, Protest und Solidarität. Wir beleuchten die Kontinuitäten – von Lichtenhagen bis Horst. Damals wie heute: Erinnern heißt Verändern.

11-19 Uhr – Fahrt zur Mahnwache vor dem Aufnahmelager Nostorf-Horst
Auf die ZAST in Lichtenhagen folgte sehr bald das Erstaufnahmelager in Nostorf-Horst. Das Lager steht bis heute symbolisch für den falschen Umgang mit rechter Gewalt. Statt Geflüchtete zu schützen, sollten sie aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwinden. Nostorf-Horst wird als sog. «AnkER-Zentrum» genutzt. Asylsuchende durchlaufen dort ihr Verfahren. Nicht wenige werden von dort abgeschoben. Die Abschottung am Rande MVs hat System. Mit monatlichen Mahnwachen unter dem Motto «Break Isolation!» besuchen solidarische Gruppen die Menschen dort. Wir fordern faire Asylverfahren und das Lager zu schließen!

Tickets nach Horst
Tickets für die gemeinsame Fahrt könnt ihr für einen Soli-Preis von 10-15€ ab dem 17. Juli im Freigarten (Doberaner Straße 21, Rostock) am Tresen kaufen. Der Bus startet nach der Gedenk-Kundgebung am Sonnenblumenhaus. Wir werden gegen 19 Uhr wieder in Rostock sein. Infos, was ihr mitbringen solltet, findet ihr demnächst hier.

Dienstag, 24. August 2021

Multimedialer Stadtrundgang zum Gedenken an die Pogrome in Lichtenhagen 1992

Veranstaltet von der Evangelischen Akademie mit ihren Regionalzentren für demokratische Kultur, der Heinrich-Böll-Stiftung MV und der Deutschen Vereinigung für politische Bildung, Landesverband M-V. Mehr Infos hier: https://calendar.boell.de/de/event/lichtenhagen-1992-digitale-erkundungstour

Ort: Stele vor dem Rathaus // Ende: FRIEDA 23 // Beginn: 16 Uhr

Im August jähren sich die pogromartigen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen zum 29. Mal. Unter dem Beifall und der Beteiligung von Anwohner_innen wurde das Asylbewerberheim und die Unterkunft vietnamesischer Vertragsarbeitnehmer_innen angegriffen. Diese Ereignisse sind seitdem Teil der Rostocker Stadtgeschichte.
Zum Gedenken an die rassistischen Ausschreitungen wurden ab 2017 sechs Stelen an verschiedenen Orten der Hansestadt Rostock errichtet.

Entlang einiger Stelen möchten wir uns mit Ihnen auf Spurensuche begeben, dabei unterschiedliche Video Aufnahmen sehen und online Zeitzeug_innen zu den Ereignissen hören. Unser interaktiver Rundgang, der durch die App „Actionbound“ unterstützt wird, startet am Rathaus und endet mit einem gemeinsamen Gespräch und Picknick in der Kunst- und Medienschule Rostock, der FRIEDA 23.

Donnerstag, 26. August 2021

PolDo: World-Café – Perspektiven, Austausch, Vernetzung – Gedenken an das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen 1992

Ort: Peter Weiß Haus // Beginn: 19 Uhr

Nach einem kurzen Rückblick auf das bisherige Gedenken, bietet die Veranstaltung im Anschluss Raum sich in dem offenen Format eins World-Cafés auszutauschen.
Mit Blick auf die 30. Gedenktage im Jahr 2022 gibt es die Möglichkeit, über Perspektiven, Vorhaben und Ideen ins Gespräch zu kommen und sich zu vernetzen.
Eine Veranstaltung für Personen und Akteur*innen, die Interesse an der Mitgestaltung einer pluralen/inklusiven Erinnerungskultur haben.
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After a short review of the previous commemoration, the event offers space for exchange in the open format of a World Café.
With a view to the 30th commemoration days in 2022, there will be the opportunity to talk about perspectives, plans and ideas and to network.
An event for people and actors who are interested in shaping a plural/inclusive culture of remembrance.